Interkulturelle Kommunikation.

Von Prof. Dr. Alfred-Joachim Hermanni

2019



Der nachfolgende Beitrag stammt aus dem Buch: Hermanni, Alfred-Joachim (2019). Presse- und Öffentlichkeitsarbeit für Weiterbildungseinrichtungen Kommunikation nach innen und außen strategisch umsetzen. Bielefeld: wbv, S. 45-47.



Angesichts der gegenwärtigen Migrationsbewegungen, der wirtschaftlichen  Globalisierung, der Internationalisierung von Organisationen und Unternehmen sowie grenzüberschreitender Kooperationen erhält die interkulturelle Kommunikation eine zunehmende Bedeutung. In den Einrichtungen der Erwachsenen- und Weiterbildung wird dieses Thema unter dem Begriff der institutionellen Öffnung vielfach schon als Querschnittsaufgabe aller Arbeitsbereiche diskutiert und wahrgenommen. Was sind die Merkmale der interkulturellen Kommunikation? Es ist offenkundig, dass hierbei zwei oder mehrere Kulturen aufein- andertreffen, wobei durch unterschiedliche Einstellungen, Wissensbestände, sprachlichen Formen, Konventionen und Verhaltensweisen etc. (ihrer jeweiligen Kultur) eine Überschreitung von Kulturgrenzen stattfindet. Dieser  Informationsaustausch  führt  im  Idealfall zu einer Verständigung zwischen den Beteiligten, beispielsweise zu einem bestimmten Sachverhalt oder in bestimmten Praxisfeldern interkulturell kompetent zu handeln.

Dennoch erleben wir im beruflichen und privaten Alltag, dass sich eine interkulturelle Annäherung viel schwieriger gestaltet, als erwartet. Nicht umsonst gehört die Frage, wie Probleme mit kulturellem Anderssein gelöst werden können zu einer der größten Herausforderungen der Gegenwart. Gewiss erleben wir andere Kulturen zunächst einmal als fremd und können mit den unbekannten Einstellungen und Verhal- tensweisen wenig oder nichts anfangen. Womöglich erblicken wir auch nicht direkt die Chance, dass durch die interkulturelle Annäherung wertvolle Synergieeffekte und gemeinsames Wissen entstehen können. Ein wechselseitiger Kulturaustausch ergibt sich aber nur dann, wenn überhaupt die Kommunikationsfähigkeit vorhanden ist, mit Individuen, Gruppen oder Organisationen interkulturelle Dialoge zu führen. Dazu muss man zunächst den kulturellen Hintergrund verstehen wollen. Ebenso wichtig ist der Aufbau einer wechselseitigen Beziehung zwischen eigenen und fremden Denkweisen und Grundhaltungen. Eine Kommunikation, die ausschließlich auf ihrem eigenen kulturellen Verständnis basiert, kann nur zu Unstimmigkeiten führen.

Daher sollten sich die Interaktionspartner auf gemeinsame Bedeutungen, Regeln und Verhaltensweisen verständigen. Ansonsten würde man das Verhalten von Menschen anderer Kulturkreise nicht richtig bewerten und es käme zu falschen Bedeutungszuschreibungen und Interpretationen. Ebenso viel Aufmerksamkeit verdient der Begriff „Kultur“, die in einem durch Sozialisation vermittelten Wertesystem erworben wird. Auch hier liefern Werte ein Orientierungssystem für Menschen – z. B. im familiären, beruflichen oder gesellschaftlichen Umfeld – und bilden somit einen wesentlichen Bestandteil der interkulturellen Kommunikation.

Störungen in der interkulturellen Kommunikation werden häufig auf Kulturunter- schiede zurückgeführt, weshalb es unabdingbar ist, dass sich  die  Interaktionspartner der unterschiedlichen Kommunikationsstile bewusst sind. Insofern kann die Pflege informeller Beziehungen, einhergehend mit dem Abbau von Verständigungsbarrieren, ein Kommunikationsmanagement auszeichnen. Hierauf bezogen liegen unterschiedliche Handlungsempfehlungen vor:

  • Interkulturelle Kooperationen sollten langfristig angestrebt werden.
  • Probleme sollten zeitnah und situationsspezifisch gelöst werden.
  • Kulturelle Andersartigkeit sollte wertschätzend und auf Augenhöhe akzeptiert werden.
  • Gemeinsamkeiten sollten in der Kommunikation herausgearbeitet werden.
  • Stetiges Bekunden von Identifikation mit dem Anliegen des Mitarbeitenden oder Kooperationspartners baut Vertrauen aus.

Aus dem Blickwinkel der interkulturellen Unternehmenskommunikation betrachtet, ist insbesondere das Verhalten von Vorgesetzten gegenüber einzelnen Mitarbeitenden und Gruppen richtungsweisend für eine soziale Interaktion zwischen Akteuren mit unterschied- lichem kulturellem Hintergrund. Hierbei sind folgende Themenfelder zu berücksichtigen:

  • Die Unternehmenskultur (Corporate Culture) zur Umsetzung interkulturellen Handelns einschließlich Mitarbeiterorientierung (Consideration) zur gegenseitigen Wertschätzung. In der Unternehmenskultur werden Konzepte zur Förderung, Ent- wicklung und Beachtung von Mitarbeitenden definiert und praktiziert.
  • Das Führungsverhalten (Leadership Behaviour) hinsichtlich Motivation und Kontrolle der Mitarbeitenden unterschiedlicher Kulturen, Zugänglichkeit der Führenden, Teambildungsmaßnahmen.
  • Die Aufgabenorientierung (Initiating Structure) kommt zum Ausdruck in der Definition eindeutiger Ziele aus unterschiedlichen kulturellen Perspektiven, dem Auf- zeigen von Vorgehensweisen sowie dem Strukturieren von Aufgaben.

Betrachtet man die Themenfelder, so wird deutlich, dass die interkulturelle Unternehmenskommunikation mitentscheidend dafür ist, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturen effektiv und angemessen miteinander kommunizieren können. Die Bedeutung dieses Aspekts ist gerade in multikulturellen, globalisierten Gesellschaften nicht zu unterschätzen. Denken Sie nur an die gemeinsamen Werte, Normen und Verhaltenswei-  sen, die sich auch in Umgangsformen und Kleiderordnungen ausdrücken. Was letztlich auch bedeutet, dass die Corporate Identity einschließlich der Unternehmenskultur nach innen und außen einheitlich darzustellen ist.

Aber Achtung! Bei international ausgerichteten Kommunikationsmaßnahmen gelten andere Regeln. Warum ist das so? Je nach Land liegen kulturspezifische Konventio- nen vor, die beachtet werden müssen. Seien es der Kommunikationsstil, die inhaltlichen Aussagen oder die Gestaltungsmerkmale. So ist beispielsweise die französische Werbung personalisierter, emotionaler und weniger sachorientiert als die deutsche. Denken Sie also bitte bei der Planung international ausgerichteter Kommunikationsmaßnahmen daran, dass sich diese an der jeweiligen Kultur orientieren. Andernfalls können die kommunikativen Ziele nicht erreicht werden.

Bitte denken Sie stets daran, dass Sie in Teams mit Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenarbeiten, die Ihre Argumente korrekt verstehen und diskutieren möchten.